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AGATHE unterwegs im Saale-Orla-Kreis













            AGATHE holt die Leute dort ab,

            wo sie wohnen



            Lars Böhme ist Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Oppurg und
            überzeugter Netzwerkpartner des AGATHE-Projekts.



            Im Verwaltungsgebäude Oppurg sind die Wege        „Ich kann von Bürgermeistern berichten, die be-
            kurz. Links vom Eingang hat der Vorsitzende Lars   suchen ältere Bürger ihrer Gemeinde, die jetzt ins
            Böhme sein Büro und rechts sitzt die AGATHE-Be-   Pflegeheim mussten. Die sitzen weinend dort und
            raterin, Frau Steffens. Die räumliche Nähe und ein   sagen: Ich sehe meine Kirche nicht mehr, da bin ich
            großes AGATHE-Plakat ziehen viel Aufmerksamkeit   groß geworden. Ich habe dort 80 Jahre gelebt und
            auf sich: „Für die Bevölkerung gehört die AGATHE-   das ist für mich das Schlimmste jetzt. Ich gucke
            Beraterin zur Verwaltungsgemeinschaft.“           aus dem Fenster und das ist nicht meine Heimat.“

            Noch wichtiger als die zentrale Anlaufstelle findet   Gerade im ländlichen Bereich mit vergleichsweise
            Lars Böhme aber die aufsuchende Arbeit im Projekt:   hohem Altersdurchschnitt ist für ihn das Thema
            „Schnell wurde klar, die AGATHE-Beraterin ist da,     Mobilität zentral. Wenn der Schulbus in den  Ferien
            sie ist in unserem Dorf, sie stellt sich auf den Markt-  nicht fährt, sind viele ältere Menschen kaum in der
            platz und spricht die Leute an, sie macht Spazier-  Lage, sich über weitere Entfernungen fortzube-
            gänge und holt die Leute dort ab, wo sie wohnen.“   wegen. Dies wäre aber allein wegen der täglichen
                                                              Einkäufe nötig, denn Bäckereien und andere kleine
            Bei gemeinsamen Aktivitäten kommt man zwang-      regionale Läden gibt es immer weniger. So ist die
            los miteinander in Kontakt, lernt sich kennen und   Versorgung vor Ort in manchen Gemeinden kom-
            persönliche Probleme werden schnell deutlich.     plett weggefallen.
            Dies ist nur möglich, weil das Projekt viel Freiheit
            zulässt, um sich auf die örtlichen Gegebenheiten   Für den öffentlichen Personennahverkehr kann sich
            und die individuellen Bedarfe einzustellen. Die   Lars Böhme Rufbusse vorstellen – eine Idee, de-
              Verwaltungsgemeinschaft unterstützt AGATHE  dabei   ren Umsetzung aber wegen der Kostensteigerun-
            als Netzwerkpartner.                              gen noch nicht absehbar ist. Für die Versorgung
                                                              mit Lebensmitteln hat AGATHE schon den Kontakt
            Für Lars Böhme hat der Grundsatz „Altern in Würde“   zwischen einer Gemeinde und dem mobilen Land-
            einen hohen Stellenwert. Wichtig ist für ihn, dass   kaufmann hergestellt.
            auch ältere Menschen ihr Lebensumfeld selbst wäh-
            len können und nicht gezwungen sind, beispiels-
            weise aufgrund von Mobilitätseinschränkungen in
            einem Pflegeheim zu wohnen.





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